Geschichte, Kultur und unberührte Natur – Traumschleife Dollberg

Raus aus dem Alltag, rein ins kleine Abenteuer: Über Dankbarkeit, Historie und das Leben im „Jetzt“

Selten habe ich einen Tapetenwechsel so sehr gebraucht, wie  in der aktuellen Zeit. Uns allen liegen die zurückliegenden Monate in den Knochen. Monate des Verzichts, der Kompromisse und auch der immer wieder vorbeischauenden Frustration aufgrund der anhaltenden Umstände und fehlenden Umarmungen. Wie die meisten, versuchen wir dennoch das Beste daraus zu machen und können trotz allem  natürlich dankbar sein, für unsere Gesundheit und unsere noch immer sehr privilegierte Lebenssituation.

Dennoch wurde es Zeit, wieder einmal rauszukommen, etwas Neues zu sehen, dem Trott zu entfliehen. Vergangene Woche machten wir uns daher mit dem Camper auf in die Natur.  Unser kleiner Trip hat mal wieder bewiesen: Wir müssen nicht weit weg oder gar in ein anderes Land fahren, um Neues zu entdecken und ein Stück Freiheit zu schmecken. So verschlug es uns zunächst in den Hunsrück, wo wir uns nach einem Ausflug auf die höchste Erhebung in Rheinland-Pfalz, den Erbeskopf, die Traumschleife Dollberg vornahmen.  Zwar ist diese Wanderung mit einer Länge von 11,2 km eher kurz, doch lohnt sie sich aufgrund der Abwechslung und geschichtsträchtigen Wege allemal:

Das größte Eisenhüttenwerk des Hunsrücks im 17. Jahrhundert und die größte keltische Befestigungsanlage in Europa – Kaum ein anderer Weg vermittelt die Geschichte der Eisenindustrie und Kelten so prägnant, wie die Rundwanderung auf der Dollbergschleife.

Der Ausgangspunkt der Wanderung befand sich oberhalb der Köhlerhütte in Neuhütten.  Der super guten Beschilderung südwärts folgend trafen wir schon bald auf das erste Highlight der Tour, den Züscher Hammer. Dabei handelt es sich um das größte Eisenhüttenwerk des 17. Jahrhunderts. Noch heute lassen Grundmauern sowie das Hammerwerk des Industriedenkmals erkennen, wie sich die Arbeit damals zutrug. Die rekonstruierte Anlage zeichnet sich durch die krachende Wassermühle aus, den Antrieb des Werks. Heute werden hier unter Federführung des Fördervereins Züscher Hammer jeden ersten Sonntag im Monat Vorführungen angeboten.

Natur pur :)

Entlang des Altbachs gelangten wir danach schon bald zur Talsperre Nonnweiler. Der Stausee umfasst eine Oberfläche von ca. einem Quadratkilometer und ist damit das größte Trinkwasserreservoir in Rheinland-Pfalz sowie im Saarland.  Wassersportliche Aktivitäten wie Schwimmen oder Bootfahren sind hier entsprechend untersagt, was uns eine herrliche Ruhe beim Wandern entlang des Wassers bescherte. Da das Wetter sehr wechselhaft war, sind uns ohnehin nur wenige Menschen auf der Tour begegnet.  Etwa zwei Kilometer blieben wir auf diesem Weg.

Blick auf den Stausee Nonnweiler

Vom Seeuferweg ging es dann weiter Richtung Archäologie- und Keltenpark Otzenhausen am Fuße des Ringwalls. Das rekonstruierte keltische Dorf war zwar zur Besichtigung geschlossen, über den Holzzaun hinweg konnten wir dennoch einige Blicke erhaschen. Gerne kommen wir wieder, um uns den Park mit den originalgetreuen Wohnhäusern sowie Handwerksgebäuden und Speichern einmal genauer anzuschauen. Obwohl es sich um eine nachgestellte Siedlung handelt, vermittelt sie einem direkt das Gefühl in der Zeit zurück zu reisen. Und ich liebe (gedankliche) Zeitreisen und Geschichte. Der bewölkte Himmel passte damit irgendwie genau zur Stimmung. Es muss der Wahnsinn gewesen sein, was sich hier in der Region vor Tausenden von Jahren abspielte. Meine Vorfreude auf den historischen Ringwall steigerte sich an dieser Stelle noch einmal mehr. Gleichzeitig bin ich  bei all der Bewunderung immer wieder froh und dankbar in der heutigen Zeit zu leben.

Blick auf das Keltendorf

Es folgte nun ein etwas längerer Anstieg, stets umgeben von großen Steinbrocken und Felsen, die Vorboten des Ringwalls. Der für mich schönste Part der Runde wurde damit eingeläutet. Hier merkte man richtig, dass wir uns in einem Nationalpark (Nationalpark Hunsrück-Hochwald) befanden: Die Natur schien sich hier frei zu entfalten. Im wilden Grün konnte ich richtig gut abschalten und alle Gedanken sein lassen, um mich nur auf die nächsten Schritte, die satten Farben und Naturgeräusche zu konzentrieren. Das sind die bisher noch recht seltenen Momente, in denen ich es schaffe ganz „im Jetzt“ zu leben, ohne mich schon wieder in hypothetischen Ereignissen und Zukunftsgedanken zu verlieren.

Schon bald eröffnete sich die Gesteinsmauer der Fliehburg von Otzenhausen vor uns. Die gigantische keltische Festungsanlage reicht bist zu zehn Meter hoch. Nachdem wir ein paar Meter parallel zum Steinwall liefen, führte uns eine Steintreppe zunächst hoch auf die Anlage und schließlich auf die andere Seite, wo die Dollbergschleife weiterläuft.

Auf dem keltischen Ringwall Otzenhausen

Der Ringwall gehört zu den eindrucksvollsten frühgeschichtlichen Befestigungsanlagen Europas, denn die Hauptmauer war ihrer Zeit größer und höher als jede andere Befestigungsmauer.  Einfach verrückt, wenn man bedenkt, dass der Steinwall im ersten Jahrhundert vor Christus erbaut wurde und wir ihn heute noch in seiner Imposanz bestaunen dürfen. Es war wirklich beeindruckend hier zu laufen und die Geschichte, die auf den begleitenden Infotafeln näher erläutert wurde, nachzuvollziehen.

Die Dollbergschleife führte uns also mitten durch die Höhenbefestigung, praktisch genau auf die Spuren unserer Vorfahren.  Auf der anderen Seite des Walls passierten wir dann anknüpfend noch das Tor der Befestigung und kamen an der Hunnenring-Quelle vorbei.  Durch den Hochwald ging es schließlich auf den Dollberg. Über den Kamm führte der Weg an alten Grenzsteinen vorbei und zurück zur Köhlerhütte, wo der Camper auf uns wartete, bereit auf die nächste Etappe unseres Trips durch den Hunsrück und die Eifel.

Die Hunnenring-Quelle

Fazit

Die Dollbergschleife ist zwar kurz, aber sehr sehr sehenswert: Naturbelassener Wald und verschiedene historische Zeugnisse machen die Runde sowohl abwechslungs-, als auch wirklich lehrreich.  Eine große Empfehlung!

Weitere Impressionen

Parkplatz an der Köhlerhütte

Start der Tour
Zu Beginn der Runde kamen wir an diesem Fass vorbei. Hierin befanden sich allerlei Spirituosen, an welchen man sich gegen einen kleinen Geldbetrag bedienen konnte – perfekt, um auf meinen Geburtstag anzustoßen :).
Wildromantisch – die Wanderung besticht durch Wasserläufe, Moos-bedeckte Bäume und faszinierende Felsformationen

„Gipfelkreuz“ auf dem Dollberg

 

Hilfreiche Links

Zur Tourenplanung

Züscher Hammer

Keltenpark Otzenhausen

Köhlerhütte Neuhütten

 

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