Von wagemutigen Enten, Wassiliy Kandinsky und „Kaasspatzen“

Foto: Patrick Pfeifer
Die Tour im Überblick

Beschreibung: Rundweg, abwechslungsreich, historisch, erreichbar per ÖPNV – Schwierigkeit: Leicht bis mittel – Strecke: 21km – Gehzeit: etwa 5 Std. – Einkehrmöglichkeiten: Ort Murnau – Markierung: Seerundweg, Moosrundweg


Ein Tag im Murnauer Moorgebiet

„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!“ Mit diesen Worten, die schon meine Oma immer zu sagen pflegte, ausreichend Proviant zum Vespern, sowie Regenschirmen, neben unseren Jacken so ziemlich das einzig Bunte an diesem grauen Morgen, ausgestattet, machten wir uns vor gut zwei Wochen auf den Weg zum Bahnhof.

Vom Münchner Hauptbahnhof nach Murnau

Denn der Weg über den Münchner Hauptbahnhof sollte uns zu unserem eigentlichen Ziel an diesem Morgen und damit dem Ausgangspunkt unserer Tour, nach Murnau am Staffelsee, bringen. Nach einer knappen Stunde traten wir gespannt, was die geplante Route für uns bereithält, aus dem Zug. Es war Ende März, der Frühling ließ noch auf sich warten. Mit uns hielt auch der Regen, ganz pünktlich am Murnauer Bahnhof Einzug, aber das sollte uns nichts anhaben.

Auf dem Seerundweg am Staffelsee  –  vorbei an einer riesigen Eisscholle

Vorbei am Bahnhofshäuschen über die Straße, bogen wir erst einmal in Richtung See ab. Wasser zieht einen irgendwie immer magisch an, finde ich. Doch der Staffelsee glich eher einer riesigen Eisscholle. Trotz der inzwischen wieder milden Temperaturen war er noch gefroren. Kein Wunder, bei einer Länge und Breite von 4,6 km bzw. 3,7 km sowie Tiefe, die bis zu 40 Meter misst. Die Eisfläche bezweckte, dass die Enten viel eher rutschten als schwammen, wenn sie wagemutig das Wasser querten, was nicht nur ulkig aussah, sondern auch gleich zu unserer guten Laune beitrug.
Um die Tour direkt am eisigen Wasser zu starten, mussten wir noch einmal ein paar Wohnhäuser passieren. Dann aber lag der toller Staffelseerundweg vor uns, die Sicht bis auf ein paar Bäume unversperrt auf den See, Bootshäuser und die Insel.
Über eine Stunde führte uns der Weg am Wasser entlang, doch langweilig wurde es an diesem doch recht verschlafenen Ort nicht. Denn neben den rutschenden Enten, begegneten uns bald darauf zwei Pferde, die der Regen noch weniger zu stören schien als uns oder ihren Reiter.

Murnau am Staffelsee
Staffelsee
Cowboy am Staffelsee
Der Murnauer Wald – eine Oase

Den obligatorischen Cowboy-Hut des Reiters nur noch als kleinen Punkt in der Ferne zu Gesicht, bogen wir nach etwa weiteren 20 Minuten dann links in den Wald Richtung Westried ein. Moosbedeckte Bäume und Bachläufe, wo immer man den Blick schweifen ließ, begleiteten uns bis zu einer Lichtung, bei der wir, in einem Brennholz-Hüttchen eine Pause einlegten, um unseren Proviant zu vernichten. Das viele Wasser verwandelte den Wald sogar jetzt, bei diesem winterlichen Ambiente in eine Oase. Beim Wandern umgibt einen eine ganz besondere Atmosphäre, wenn neben dem prasselnden Regen auch die rauschenden Bäche immer zu hören sind. Einfach mal ruhig sein, einfach mal hinhören, einfach sein einfach wunderschön!!

Im Regen durch das größte Alpenrandmoor Mitteleuropas

Da machte es uns nichts aus, dass es sich inzwischen eingeregnet hatte. Und unsere belegten Brötchen, sowie die Kaminwurzen, Eier, Tomaten und Mandarinen stärkten uns für den nächsten Abschnitt auf dem Moosrundweg, der uns zum Hauptziel der Tour bringen sollte: Zum naturgeschützten Murnauer Moorgebiet. Ein ordentliches Vesper, gehört für mich genauso zu einer Wanderung wie gutes Schuhwerk und ist damit unverzichtbar, vor allem wenn man so gerne isst wie ich :).
Satt und wieder bei Kräften, ging es für uns endlich weiter in das Moorgebiet. Die Bilder, die man im Internet unter „Murnauer Moos“ findet, versprechen wirklich nicht zu viel! Auch bei grauem Himmel beweist die Natur hier einmal mehr sehr eindrücklich, wie wunderschön sie ist und zeigt mir damit erneut wieder auf, weshalb ich es liebe, meine Zeit an der frischen Luft zu verbringen.

Im Zauber der Natur

Wie jedes Mal, wenn ich einen Ort das erste Mal erkunde, machte sich sofort ein ganz warmes und aufregendes Gefühl in mir breit. Neues erfahren, Natur erleben und sich selbst entdecken – das ist es, was mich jedes Mal antreibt, hinauszugehen und was ich mit diesem Blog auch Dir weitergeben und nahe bringen möchte.
Und wenn ich mich für eine Wanderung anziehe und zuletzt in meine Wanderschuhe schlüpfe, muss ich lächeln. Denn ich denke dabei immer an jemanden, der seine Uniform anzieht, wie etwa ein Pilot der letztlich seine Kappe aufsetzt. Denn dann, mit dem Schnüren der Schuhe, fühle ich mich bereit, die Welt zu erobern – wissend und dankbar, dass ich so viel erkunden darf. Das mag kitschig klingen, ist aber wirklich so.

Seehaus
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Naturschutzgebiet
Seerundweg
Auf dem Holzweg?

Aber zurück zur Tour: Nachdem wir das Moosgebiet über einen wunderschön angelegten Holzsteg durchquert haben, führte uns der Weg gerade hinaus zu einer Steppen-artigen Landschaft. Auch hier lief auf der einen Seite ein Bach entlang, vom Regen gleichzeitig noch schlammig aber ebenso stark, schien er sich seinen Weg durch die Sträucher zu bahnen. Auf der anderen Seite hießen uns die bayrischen Voralpen, die auch vorher schon immer wieder einmal durchblickten, mit ausgebreiteten Armen willkommen – ein wunderschönes Panorama! Der Grottenkopf im Südosten sowie das südlich gelegene Wettersteingebirge sollten von da an unsere Begleiter zurück in den Ort sein.

Murnauer Moos
Alpenpanorama
Blick ins Grüne
Am „Ähndl“ vorbei zurück nach Murnau, Wassiliy Kandinskys Wahlheimat

Kurz vor Ortsbeginn kamen wir an der vermutlich ältesten Kirche Oberbayerns, dem „Ähndl“ vorbei. Sie wurde bereits im 7. Jahrhundert gebaut. Die Tour endete wieder in Murnau, einem gemütlichen und im wahrsten Sinne malerischen Städtchen, denn hier lebten um 1908 Wassiliy Kandinksy und seine Partnerin Gabriele Münter, ebenfalls Künstlerin, die damals schon die Natur hier zu bewundern wussten und deren Bilder sowie Wohnhaus wir noch heute bewundern können.

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Das „Ähndl“
Altstadt Murnau

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt 21 Kilometer, über 300 Minuten und 29600 Schritte später kehrten wir im Restaurant Augustiner Bräustüberl, vormals Pantel-Bräu ein, wo unsere heißgeliebten Kaasspatzen schon auf uns warteten. Unsere Mägen waren hungrig, die Beine etwas müde aber wir waren vor allem eines: Glücklich. Glücklich wieder einmal die Welt erobert zu haben.

Leckere Rinderbrühe
Wohlverdiente Kaasspatzen
Gigantischer Kaiserschmarrn
Unser Fazit –  Wenn Natur auf Kultur trifft

Die Tour am See vorbei in den Wald, durch das Moorgebiet und den goldigen Ort bleibt uns als landschaftlich interessante, nicht allzu schwierige, da überwiegend flache Tour im Gedächtnis. Sie überzeugt vor allem durch die Schönheit des Naturschutzgebietes, sowie die auch kulturell wirklich interessanten Aspekte, die den Ausflug total abwechslungsreich und definitiv lohnenswert machen – sogar bei Regen.

In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Spaß beim Nachwandern! :)

Erzähle mir gerne in den Kommentaren von Deinen nächsten Wander-Plänen! Ich freue mich von Dir zu lesen.

Pass auf Dich auf!

Deine Miriam


Wissenswertes

Informationen Staffelsee

Der Staffelsee ist im Landkreis Garmisch-Partenkirschen, direkt an den Alpen gelegen. Seinen Ursprung findet der flache, teilweise moorige und mit Inseln ausgestattete See in der Eiszeit. Er hat einen Umfang von knapp 20 Kilometern, sein Hauptzu- und Abfluss ist jeweils die Ach. Es dauert über ein Jahr bis das Wasser komplett ausgetauscht ist. (Quelle: Bayregio.de)

Informationen Murnauer Moor

Das Feuchtgebiet ist als europäisches Schutzgebiet ausgewiesen und dient seltenen Tierarten als Lebensraum. Moore entstehen dort, wo viel Wasser zu finden ist. Nach der letzten Eiszeit, also etwa vor 10.000 Jahren blieben große Schmelzwasserseen von den Gletschern zurück. Diese wurden von Pflanzen besiedelt und verlandeten mit der Zeit. Niedermoore entstehen, wenn abgestorbene Pflanzenreste Torf bilden. Mit weiterem Regen entstehen dann, mit dem steigenden Wachstum des Torfes, Hochmoore. (Quelle: Landratsamt Garmisch-Partenkirchen)

Hilfreich

Mehr über Murnau am Staffelsee

Mehr über den Staffelsee

Mehr über das Wettersteingebirge

Mehr zum Murnauer Moos

Mehr zum Moosrundweg

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ÖPNV Verbindungen


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3 Kommentare zu „Von wagemutigen Enten, Wassiliy Kandinsky und „Kaasspatzen“

  1. Ja, Murnau als neues Basecamp gewählt zu haben, war wirklich ein wundervoller Glücksgriff.

    Würd mich freuen, Dich hier mal auf einen langen Spaziergang und ein Abendessen im Karg begrüßen zu können. Hab in der kurzen Zeit, in der ich jetzt hier lebe, bei weitem noch nicht alle Winkel entdeckt!

    Lieben Gruß,
    Sven

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  2. Pingback: Kann Wandern sexy?

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