
Geschichten über Einsamkeit, Abenteuer und Inspiration
Eine laue Nacht im Juli, die Sonne war gerade untergegangen und wir hatten unsere Plätze auf den steinigen Terrassen des kleinen Amphitheaters gerade eingenommen. Schnell noch ein wenig Popcorn und ein Getränk auf die Hand und ein Sitzkissen unter den Po geklemmt und es konnte losgehen: Das Banff Mountain Film Festival, das an diesem Tag in München Halt machte. In der schönen Atmosphäre des Kino, Mond & Sterne Open Air-Kinos im Westpark wurden uns insgesamt sieben Kurzfilme präsentiert. Sieben Filme, allesamt beeindruckend, echt und inspirierend. Und dennoch sieben Filme, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Die meiner Meinung nach besten vier stelle ich Dir heute vor.
I THE FORZEN ROAD
„I know I’ve come a long way and still have a lot to go, but I’ll achieve my goals even crawling.“ – Jack London

Der erste Kurzfilm, der uns an diesem Abend gezeigt wurde, war sogleich mein liebster. In 24 Minuten erzählt der junge Engländer Ben Page von seiner Reise um die Welt. Eine Weltreise? Nun das hebt ihn wohl kaum von anderen 22-Jährigen ab. Viele junge Menschen packen nach ihrem Schulabschluss oder während ihres Studiums ihren Rucksack und ziehen los. Doch Ben erzählt eine Geschichte, die so ganz anders ist als die, die ich bisher kannte.
Sein Ziel: Einmal um die Welt – mit dem Fahrrad. Festgehalten in seinem beeindruckenden und mitreißenden Kurzfilm „The Frozen Road“, garantiert Ben nicht nur atemberaubende Naturaufnahmen aus dem kanadischen Norden, sondern gewährt ebenso tiefe Einblicke in seine Gefühlswelt und zeigt so was Alleinsein wirklich bedeutet.
Von Anfang an fesselt mich diese einzigartige Atmosphäre, die Ben Page mit seinen Aufnahmen kreiert. Ein Mann, ein Fahrrad und die eisige Einsamkeit des Yukon Territory. Ich kann die klirrende Kälte förmlich spüren, Bens schweres Atmen scheint ganz nah und seine Ängste plötzlich die meinen. Auf seiner kältesten Etappe der Weltumrundung auf zum Arktischen Ozean, nimmt Ben uns mit auf seine Achterbahnfahrt der Gefühle: Freude über die unberührte Schönheit der Natur, Stolz auf das Durchqueren des zweiten Kontinentes auf seiner Reise, Angst in der stürmisch-kalten Nacht, die er auf sich gestellt, in einem vom starken Wind zitternden Zelt und inmitten eines großen Wolfsgebietes verbringen muss und dann diese unerbittliche Einsamkeit, die Ben wie ein Schatten über das gesamte Reisen hinweg begleitet und sich vor allem in diesen kräftezehrenden Momenten, auf einsam verschneiten Straßen, in verlassener Wildnis bei Temperaturen von Minus 30 Grad vor ihm auftürmt.
„The Frozen Road“, ein Kurzfilm, der zum Nachdenken anregt. Definitiv sehenswert und eine würdige Eröffnung dieser schönen Film-Nacht. Vor allem durch die Illustrationen und Zitate des amerikanischen Abenteuer-Autors Jack London, schafft es Ben seine Gefühle so offen auszudrücken – authentisch, inspirierend und echt.

Yvonne Dowlen, eine gestandene Frau von stolzen 90 Jahren: Fröhlich, ehrlich und unheimlich inspirierend. Sie wirkt zerbrechlich und gleichzeitig so viel stärker als viele von uns. Weshalb? Weil sie das tut, was sie am meisten liebt, für ihre größte Leidenschaft kämpft und Schicksalsschläge wegsteckt, wie einen kleinen Schnupfen. Die Amerikanerin lebt ihren Traum, den Traum des Eislaufens bis zuletzt. Sie ist auf der Eisbahn großgeworden, Schlittschuhlaufen ist ihr ein uns alles. Mehrmals die Woche steht sie auch in ihrem stolzen Alter noch auf dem Eis. In neun Minuten erzählt sie uns von ihrer großen Leidenschaft: Edges ein Film von Katie Stjernholm, berührt und zeigt das Leidenschaft kein Alter kennt. Begleitet von Fotografien und Zeitungsartikeln über ihre Zeit als Eiskunstläuferin in Revueshows erfahren wir weshalb es keinen Grund für Yvonne gibt, mit dem Eislaufen aufzuhören. So gab es ihr Kraft in Zeiten der Krise und vor allem weil es so viel leichter ist, als normales Laufen. Auch dieser Film regt mich zum Nachdenken an. Es ist toll, einfach dem nachzugehen, was man selbst als das Beste für sich sieht. Ich bewundere Yvonne dafür, dass sie einfach ihr Ding macht, mit Spaß, so viel Selbstvertrauen und Mut. Yvonne selbst sagt, sie stürzt nur selten, im Gegenteil, die Kanten ihrer Schlittschuhe geben ihr Halt. Für mich ein Sinnbild für unsere Träume, das, was uns selbst am Meisten bedeutet und woran es sich lohnt festzuhalten. So können unsere Leidenschaften zum Fels in der Brandung werden, wofür es sich lohnt jeden Tag aufzustehen und zu kämpfen.
III DENALI’S RAVEN
„I always kind of felt the power of the landscape. I just wanted to see more of it.“–Leighan Falley

Seit ihrer Kindheit ist Leighan Falley fasziniert von Alaskas Bergen. Für sie war schon immer klar: Sie möchte nicht nur privat, sondern auch beruflich in die Berge. Sie begann daher als Mountain Guide, doch heute ist sie Pilotin. Bereits ihre Großmutter und ihr Vater waren Piloten. Ihren Flugschein macht sie kurz vor der Geburt ihrer Tochter Skye, die oftmals auf dem Rücksitz mit ihr zusammen über den Wolken schwebt. Der Film von Renan Ozturk hat mir besonders deshalb gefallen, weil nicht nur die beeindruckenden Naturaufnahmen beispielsweise vom Denali, dem höchsten Punkt Nord Amerikas, begeistern, sondern ebenso die Menschen. Leighan ist eine unheimlich sympathische und natürliche Frau, deren Geschichte einen schnell in ihren Bann zieht. Nicht weil sie unbegreiflich spannend ist, sondern einfach weil sie echt und liebenswert ist und zeigt, dass Frau auch mit Familie ihren Träumen nachgehen und sich selbst treu bleiben kann. Der Film zeugt von Frauenpower, ohne dabei kitschig zu sein. Es freut mich jedes Mal, wenn ich sehe wie Frauen sich gegenseitig unterstützen und so großartiges leisten können. Man sieht Leighans breiten Lächeln und Funkeln in ihren Augen an, wie viel Freude sie an dem hat, was sie tut: Jeden Tag in der Alaska Range zu verbringen. Denali’s Raven erzählt also die Geschichte von Leighans Alltag in den Bergen. Vor allem die gewählte Musik und fantastischen Aufnahmen aus der Luft, machen den Kurzfilm zu etwas besonderem, was es mir leicht macht aus dem Alltag zu entfliehen und Leighan zu begleiten. Land und Leute aus Fairbanks werden auf authentische und wirklich ansprechende Weise porträtiert. Ich bekomme sofort Lust mich dem Tanzen, einer heißen Tasse Tee oder der Tour durch die Berge anzuschließen. Denali’s Raven ist eine tolle Hommage an Alaska, die mich mit ihrer Schlichtheit und Unaufgeregtheit überzeugt hat. Allein die vielen unbeschreiblich schönen Luftaufnahmen der Berge machen den Kurzfilm sehenswert – anschauen, träumen, fliegen.
IV MAMMOTH
„It’s difficult to explain something which people never saw.“ – Sergey Zimov

Schließlich kann ich auf einen abwechslungsreichen, informativen und inspirierenden Abend zurückblicken, der mir zeigt, dass es die kleinen Dinge im Leben, sowie Dinge, die uns persönlich Antreiben sind, die es zu etwas ganz besonderem machen.
Welche Filme haben Dich nachhaltig beeindruckt? Lass‘ es mich gerne in den Kommentaren wissen!
Pass‘ auf Dich auf!
Deine Miriam
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